2023

Zeitgenössisch, technikaffin, weiblich – wie lange hält sich das Klischee noch, dass Fototechnik männlich sei, während schon lange Frauen in der Praxis aktiv sind?

Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rast, Claudia Rohrauer, Gruppenbild mit Damen und Kameras, Negativ Mamiya Universal, 2022, Foto: Claudia Rohrauer

 

„Siebblenden, Strümpfe oder Vaseline auf der Linse – weichgezeichnetes Licht steht für Schönheit und ist mit Weiblichkeit verbunden.“  (Caroline Heider)

„Promptwriting ist die neue Fototechnik, damit KIs Bilder aus Texten generieren können.“ (Ruth Horak)

„Die strengen Auflagen der Reproduktions- und Objektfotografie provozieren mich, sie wörtlich zu nehmen.“ (Lisa Rastl)

„Die Bruchlinie zwischen Technik und Inhalt ist das Fotografische höchstpersönlich.“ (Claudia Rohrauer)

„Das Labor hat mich gelehrt, hinter das Material zu schauen.“ (Corinne Futterlieb)

„Synesthesia ist der Versuch, einen neuen Link zwischen dem Seh- und dem Geruchsinn herzustellen.“ (Christelle Boulé)

„Ich wollte sehen, was im Herzen der lichtempfindlichen Fotoemulsion passiert.“ (Alessia Olivieri)

FOTOTECHNIKA III, PHOTOFORUM PASQUART, Biel (CH), 09/09/2023 - 19/11/2023
Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer mit den Gastkünstlerinnen Christelle Boulé, Corinne Futterlieb, Alessia Olivieri (alle CH)

Foto- bzw. Bildbearbeitungs­techniken sind für die Künstlerinnen, die im Photoforum Pasquart in Biel zusammenkommen, nicht nur eine selbst­verständ­liche Notwen­dig­keit im beruflichen Alltag als Künstlerinnen, Lehrende oder Laborantinnen, sondern Fototechnik ist für sie der Anlass unzähliger Experimente und entsprechend auch das Motiv in ihren künstlerischen Arbeiten. Wer sein Medium liebt, ergründet sein Wesen und versteht seine Technik. 

Welche Bilder entstehen, wenn die Foto­technik das Motiv ist?

Wenn Corinne Futterlieb Silber aus verbrauchten Fixierbädern zurückgewinnt und eine eigene Anlage dafür baut? Wenn Alessia Olivieri mit Hilfe eines Elektronenmikroskops tief in analoges Negativmaterial eindringt, wenn Claudia Rohrauer das fotografische Korn von Schwarzweißfilmen solange provoziert bis es das Abgebildete überlagert und selbst zum Motiv wird oder Lisa Rastl den Akt des Reproduzierens demonstrativ vervielfältigt? Wie kann Christelle Boulé etwas in Bilder übertragen, das nicht sichtbar ist? Und welche eindeutigen Genderzuschreibungen findet Caroline Heider in Handbüchern zur Fotografie, die sich bis heute an eine überwiegend männliche Leserschaft richten?  

Die meisten Arbeiten entstehen eigens für die Ausstellung, insbesondere auch die Selbstporträts der Künstlerinnen, in welchen sie ihre technischen Affinitäten durchaus humorvoll mit der eigenen Person verschmelzen, mit Kamerastativen spielen, eine KI füttern oder am Ende des Tages die Laboreinrichtung putzen. 

 Die Ausstellung in Biel ist der fünfte Teil einer fortlaufenden Reihe.

FOTOTECHNIKA II, Fotohof Salzburg 
Caroline Heider, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer mit den Gastkünstlerinnen Sylvia Henrich, Susanne Kriemann, Claudia Kugler. Kuratorin: Ruth Horak

Ist Fototechnik männlich? Wie ändert sich ihre Geschichte, wenn man sie aus einer weiblichen Perspektive schreibt? Kann man Fototechnik gendern? Ja! Wenn technikaffine Künstlerinnen digitale und analoge Arbeitsabläufe und Werkzeuge ins Bild holen, den Kamerafetisch wörtlich nehmen, wenn sie 3D-modellierte Körperfragmente aus dem Nichts treten lassen, mit Proben der radioaktiven Pechblende Autoradiografien herstellen oder Gleichgewichtsstudien nach Lucia Moholy inszenieren. Welche Bilder entstehen, wenn die Fototechnik das Motiv ist und ihre Autorinnen weiblich sind? FOTOTECHNIKA ist künstlerisch und wissenschaftlich, intellektuell und intuitiv, theoretisch und erotisch, sinnlich und sachlich. 

Handbuch zur FOTOTECHNIKA: Mit künstlerischen und theoretischen Beiträgen über Techniken des Sehens, den Kamerafetisch, Reproduktionstechniken, Frauen und die Frühzeit der Fotografie, Rollenbilder in Fotohandbüchern u.v.m. Zudem zeigt ein Blick in die Mediengeschichte, wie das Verhältnis zwischen Frauen und Fototechnik wirklich war und welche Klischees sich bis heute hartnäckig halten. 

6. Mai 2023, 14-18h: Symposium mit performativen Lectures über die Nähe zwischen Kamera und Fotografin, den Weichzeichner in der Fotofachliteratur, frühe Fotografinnen, den Akt des Reproduzierens, „einfache“ Technik, und was eine solche Herstory der Fototechnik alles umfassen könnte. Mit Caroline Heider, Ruth Horak, Ulrike Matzer, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer und Katharina Steidl

Fotografie als Motiv 2, Galerie Marenzi. 4. März - 22. April 2023: Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer

Fotografie als Motiv 2 schließt an die vorangegangene Ausstellung (2019) und das gleichnamige Buchprojekt (2021) an und zeigt eine Weiterentwicklung der individuellen Arbeitsansätze der Künstlerinnen. In Ergänzung dazu entsteht für die Ausstellung eine Gemeinschaftsarbeit, die unter dem Titel "Gruppenbild mit Damen und Kameras" das Motiv des (Künstlerinnen-) Gruppenfotos aufgreift. 

Künstlerinnen und Kameras versammeln sich in einem Studiosetting und werden vor einer Spiegelwand zu Protagonistinnen und Kollaborateurinnen, die wiederholte Blicke auf ihre Werkzeuge und die Rolle der Frau im männlich konnotierten Bereich der Fototechnik werfen. Auf der Bühne des Fotohintergrunds erscheinen Figuren wie "Frau im Blaumann", "Laborantin in Arbeitsmantel und Netzstrümpfen", "Colorcheckerin" und "Skriptgirl in Schwarzweiß". 

14 Kameras unterschiedlichster Bauarten geben in verschiedensten analogen und digitalen Film- und Speicherformaten das Setting wieder und zeigen ihre charakteristischen Signaturen. 

"Gruppenbild mit Damen und Kameras " streift aber auch die Thematik des Gerätefetisch, der auch unter dem Begriff "gear porn" bekannt ist, – einer ironischen Bezeichnung fotografischer Abbildungen von technischen Gerätschaften, die häufig in Internetforen auftaucht – und betrachtet diesen aus einer feministischen Perspektive. Foto: Caroline Heider

 

2022

Eröffnung: 9. März 2022 17h   / Öffnungszeiten: 10.-27.03.  täglich 11-19h / FOTO WIEN Festivalzentrale, Atelier Augarten, Scherzergasse 1a, 1020 Wien

2022: FOTOTECHNIKa - eine Ausstellung von Caroline Heider, Lisa Rastl und Claudia Rohrauer mit Ruth Horak 

FOTOTECHNIKa behandelt das historisch männlich konnotierte Feld der Fototechnik und technischen Handbücher, um einerseits diese stereotypen Geschlechterzuschreibungen kritisch zu reflektieren und aufzubrechen und andererseits Geschichte und Gegenwart dieses Fachgebiets einer Neuinterpretation zu unterziehen.

Technikaffine Frauen sind somit sowohl Thema als auch Protagonistinnen der Ausstellung. FOTOTECHNIKa spannt einen Bogen vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart, indem die Biografien von Pionierinnen wie Lucia Moholy und Berenice Abbott ebenso beleuchtet werden wie die eigenen Praxiserfahrungen der beteiligten Künstlerinnen, die allesamt eine technische Ausbildung absolviert haben.

FototechnikA, im Rahmen des Fotografie-Festivals Foto Wien, Atelier im Augarten, 2022. Installationsaufnahmen: Rudolf Strobl

Installationsaufnahme: (c) Rudolf Strobl

Caroline Heider

li: Ding - vertikal (Gleichgewichtsstudie), 2020-22, Pigmentdruck und Lack, 165 x 125 cm

re: Magic Hour Landscape (Evening Blue + Surprise Peach), 2020, Pigmentdrucke, 120 x 80 cm 

Caroline Heider

Der/Die Amateurïn bei sich zu Hause 2021-22, Video Loop 

Maske A4 1 (Gleichgewichtsstudie) 2022, Pigmentdruck, 100 x 70 cm 

Claudia Rohrauer

Me and my Ma’ms: 

Ma'm C330 (60 x 60 cm) / Ma'm RB 67 (60 x 70 cm) / Ma'm Universal (60 x 90 cm), 2022, Digitale Ausbelichtungen, Texttafeln 30 x 60 cm

FototechnikA, Atelier im Augarten, Foto Wien, 2022

li: Claudia Rohrauer, Me and my Ma’ms, 2022

re: Lisa Rastl, Homage to the (orange) Square, after Josef Albers, Homage to the Square, 1957, 2022
 

Lisa Rastl

re: Variants of Homage to the (red) Square, after Josef Albers, Homage to the Square, 1969, 2022, Fine art Baryt Print kaschiert auf Alu Dibond, je 40 x 53,5cm / Filter, kaschiert hinter Acryglas, je 9 cm Durchmesser

 

FototechnikA, Atelier im Augarten, Foto Wien, 2022

li: Caroline Heider

re: Claudia Rohrauer, object-image-relationship, Kontaktabzug von Inkjetfolie auf Barytpapier, 40 x 50 cm, 2020

360° Rundgang durch die Ausstellung

 

----------------------------------------

Archiv:

 

2019: Fotografie als Motiv

Ausstellung in einem der letzten erhaltenen Fotoateliers des frühen 20. Jahrhunderts in Wien, Setzer-Tschiedel

Fotografie als Motiv, 2019 im Fotostudio Setzer-Tschiedel, 1070 Wien, Installationsfotos: Claudia Rohrauer, Vernissagefotos: Viktor Brazdil

 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.